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Reisebericht Teil 2: MS Berlin Kreuzfahrt im Roten Meer mit Felsenstadt Petra und Nabq-Naturschutzgebiet

Kreuzfahrt durch das Rote Meer mit der MS Berlin von FTI Cruises nach Jordanien zur Felsenstadt Petra und in das Nabq-Naturschutzgebiet auf der Sinai-Halbinsel vom 03.-10. Januar 2016

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Tag 4: 06. Januar 2016 Aqaba, Jordanien mit historischer Felsenstadt Petra

Völlig ausgeschlafen und gut erholt begrüßen wir wieder als erster Gast des heutigen Tages die engagierten Mitarbeiter im Verandah Restaurant und man mag es kaum glauben, die Tasse Kaffee steht auf dem Tisch, den wir inzwischen zu unserem Stammplatz auserkoren haben, noch bevor wir überhaupt an diesem Platz nehmen. So wird dann aus der MS Berlin ein Kreuzfahrtschiff mit 5-Sterne Service und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit im Kabinenbett wird zur Nebensache, naja, fast. Die Öffnungszeiten im Verandah Restaurant orientieren sich an den Zeiten, zu denen die Landausflüge beginnen. Diese Regelung ist durchaus positiv, denn so steht auch den Frühaufstehern grundsätzlich das komplette Angebot auch schon zu früher Stunde zur Verfügung.

Pünktlich um 08:00 Uhr beginnt heute unser Ausflug vom Hafen Aqaba in Richtung der historischen Felsenstadt Petra, die etwa 130 Kilometer nördlich bzw. 2 Busstunden entfernt liegt. Wie auch in Ägypten wird das Land Jordanien in erster Linie von einer kargen Wüstenlandschaft und Bergen geprägt. Etwa 85% der Fläche von 97.740 km² sind von Wüsten bedeckt, nur etwa 5% des Landes sind als Ackerland und nur 8% als Weideland nutzbar. Die restlichen 2% sind bewaldete Gebiete. Das Königreich Jordanien liegt geographisch betrachtet in Vorderasien und grenzt an Israel, Syrien, den Irak, Saudi-Arabien und an das Rote Meer. Die Küstenlinie am Roten Meer ist nur etwa 26 Kilometer lang. In Jordanien befinden sich zwei Gebirge, das ostjordanische Bergland, welches in einer schroffen und zerklüfteten Steilwand über dem Jordangraben aufsteigt und dessen nördlicher Teil das Gilead-Gebirge bildet. Die längste Landesgrenze ist die zu Syrien mit einer Länge von 375 Kilometern.

faszinierendes  Bergland von  Jordanien

Foto: faszinierendes Bergland von Jordanien

Das Bergland Jordaniens unterscheidet sich zum ägyptischen deutlich in seiner Farbe und Form, ist aus unserer Sicht wesentlich spektakulärer und von einer bizarren Schönheit geprägt. Wir durchqueren einen relativ großen Teil dieser einmalig schönen Berglandschaft und überwinden dabei Berge mit einer Höhe von mehr als 1.500m. Von vielen Stellen aus können wir bis weit nach Israel hinein blicken. Sehr positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass einige Fotostopps während der Fahrt eingelegt werden und die Schönheit der Landschaft so aus nächster Nähe betrachtet werden kann.

unterwegs in die Felsenstadt Petra in Jordanien

Foto: unterwegs in die Felsenstadt Petra in Jordanien

Die Felsenstadt Petra: Eines der sieben Weltwunder und UNESCO Weltkulturerbe

Wir erreichen schließlich das Wadi Musa, die relativ unscheinbare Stadt von der aus man den endlos scheinenden Weg in die Felsenstadt antritt. Unsere Reisebusse verbleiben auf dem großen Besucherparkplatz unmittelbar vor dem Petra Visitor Center, der von mehreren Militärfahrzeugen bewacht wird. Der Parkplatz ist leer. Wir sind die einzige, größere Touristengruppe hier, was wir im Vorfeld bereits vermutet haben. Kaum vorstellbar, dass die Felsenstadt Petra zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten weltweit zählte, wenn man den unzähligen Aufzeichnungen der internationalen Fachpresse glauben darf. Wir haben da in diesen ersten Minuten so unsere Zweifel. Nirgendwo ist in der Umgebung eine Schlucht erkennbar, die auf eine so große Touristenattraktion schließen lassen würde. Auch unter den anderen Ausflugteilnehmern macht sich Skepsis breit. Nur die Dimensionen des Petra Visitor Centers lassen erahnen, dass hier mehrere 1.000 Besucher gleichzeitig Zutritt finden und irgendwo versteckt dann auch die Stadt Petra sein muss.

Eingang zum Petra Visitor Center

Foto: Eingang zum Petra Visitor Center

Nach dem Passieren der Sicherheitsschleusen warten vierbeinige Taxis auf die Besucher, die im Eintrittspreis von umgerechnet 50,- EUR p.P. inkludiert sind (der Eintritt ist in unserem Ausflugsticket von 155,- EUR enthalten!). Wir können zwischen Kamelen, Pferden, Eseln oder Pferdekutschen wählen. Ausgehend davon, dass es soweit ja nicht sein kann, entscheiden wir uns, den Weg auf eigenen Füßen zurück zu legen. Das Wetter ist schließlich herrlich und wir haben mehrere Stunden Zeit. Diese Entscheidung soll schnell belohnt werden und der Weg entpuppt sich als eigene Sehenswürdigkeit. Wir fühlen uns in einen Nationalpark der US-Westküste versetzt, sind bereits jetzt fasziniert von der Schönheit die uns empfängt. In den Hängen der Berge, die uns an Termitenhügel erinnern, sind bereits die ersten Felsenwohnungen und Häuser zu erkennen. Insgesamt sehr beeindruckend aber reicht das für die Liste der sieben Weltwunder, auf der die Felsenstadt Petra in einer neuen Abstimmung aus dem Jahr 2007 mit aufgeführt ist. Abgesehen davon tauchen die Pyramiden von Gizeh in dieser neuen Liste gar nicht mehr auf und werfen die Frage auf inwieweit diese neue Aufzeichnung, trotz der Abstimmung von 90 Millionen Menschen weltweit, repräsentativ ist. Die Klärung dieser Frage soll uns heute aber nicht weiter beschäftigen. Und was spielt es schon für eine Rolle, ob die Stadt Petra zu einem der sieben Weltwunder gehört oder auch nicht!? Das wird uns nicht von einer eigenen Beurteilung abhalten oder uns beeinflussen.

Hauptweg zur Stadt Petra in Jordanien

Foto: Hauptweg zur Stadt Petra in Jordanien

Nach zwanzig Minuten flottem Fußmarsch glauben wir zunächst die Stadt Petra erreicht zu haben. Doch weit gefehlt, wir stehen nun erst am eigentlichen Eingang, dem Siq. Der Siq ist der Hauptzugang zur Felsenstadt Petra in Form einer 1,2 Kilometer langen Schlucht an dessen Seiten die Felswände 80m in die Höhe ragen. Diese monumentale und von unvorstellbarer Schönheit gezeichnete Schlucht ist vor 30 Millionen Jahren auf natürliche Weise entstanden. Der Siq ist an seiner engsten Stelle nur zwei Meter breit. Beim Durchschreiten bekommt der Besucher alle typischen Merkmale der Stadt Petra zu sehen – bizarre Felsformationen aus bunt schillerndem Gestein, landschaftlich genutzte Terrassen, Dämme und in die Felsen gemeißelte Wasserkanäle. Der blaue Himmel, die tief am Himmel stehende Sonne und die rotfarbenen Felswände liefern sich ein unglaubliches Licht- und Schattenschauspiel.

der Siq als Zugang in die Felsenstadt Petra in Jordanien

Foto: Der Siq als Zugang in die Felsenstadt Petra in Jordanien

Völlig unerwartet taucht die Stadt am Ende hoher Felswände auf

Hinter jeder Ecke glaubt man nun, die Stadt Petra zu erreichen. Immer wieder werden wir aber eines Besseren belehrt und haben erneut das Gefühl, durch einen Nationalpark irgendwo in Arizona zu sein. Dann aber eröffnet sich uns ein Anblick, der eigentlich überhaupt nicht in Worte zu fassen ist. Die hohen Felswände werden zum Ende hin noch einmal sehr schmal und lenken den Blick automatisch zur Mitte hin, wo völlig unerwartet die Fassade des berühmtesten Bauwerk Petras durchlugt.

Schlucht mit Schatzhaus Felsenstadt Petra

Foto: Schlucht mit Schatzhaus Felsenstadt Petra

Wir stehen vor der 40m hohen und 25m breiten Fassade des Schatzhauses (Al-Khazneh), dem stolzesten und schönsten Denkmal von Petra. Das Schatzhaus diente im Finale des Steven Spielberg Films „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ als grandiose Filmkulisse, in ihm war der heilige Gral versteckt. In der Realität ist das Grab dieses Grabgebäudes allerdings leer. Die Stadt Petra diente mehrfach als Filmkulisse, so auch im 1975 gedrehten Fantasyfilm „Sindbad und das Auge des Tigers“.

Schlucht und Schatzhaus Felsenstadt Petra

Foto: Schlucht und Schatzhaus Felsenstadt Petra

Das Schatzhaus ist aber nur, man mag es kaum glauben, der Beginn in eine echte Zeitreise in die Felsenstadt, denn hinter der nächsten Kurve des äußeren Siq erstreckt sich ein Talkessel von mehreren Kilometern Länge. An beiden Hängen reihen sich nun die Gebäude der Stadt wie an einer Perlenkette aneinander. Durch das trockene und beständige Klima sind die Bauwerke der „Felsenstadt“ in einem Zustand, der uns in den Glauben versetzt, die Erbauer hätten die Stadt erst vor kurzem verlassen. Eigentlich ist es verkehrt, in der Stadt von Bauwerken zu sprechen, denn es handelt sich vielmehr um kunstvolle Fassaden die in den Fels geschlagen wurden und den Eingang in ein verzweigtes System an Höhlen und Wohnungen darstellen.

Äußerer Siq Felsenstadt Petra

Foto: Äußerer Siq Felsenstadt Petra

In diesem Talkessel befindet sich zum Beispiel ein Theater im römischen Stil mit Platz für 7.000 Zuschauer, welches gerade aufwändig restauriert wird. Das Theater wurde trotz seines Aussehens nicht von den Römern sondern von den Nabatäern errichtet, im 1. Jahrhundert n. Chr. lag der Nahe Osten aber bereits im Einflussbereich Roms. Das Theater wurde ebenfalls aus dem Felsen geschlagen, nur die Frontpartien an beiden Seiten mussten aufgemauert werden.  

Blick auf das Theater der Stadt Petra

Foto: Blick auf das Theater der Stadt Petra

Im gesamten Stadtgebiet von Petra sind knapp 800 historische Baudenkmäler in einem wunderbaren Zustand erhalten. Diese architektonischen Zeitzeugen sind eine Mischung nabatäischer, griechischer und römischer Baustile.

Die Geschichte von Petra

Erbauer der Felsenstadt Petra in ihrer heutigen Form waren die Nabatäer, wenngleich sie nicht die ersten waren, die sich in diesem Tal ansiedelten. Die erste Besiedelung fand bereits 9000 v. Chr statt, die Zeit der Nabatäer begann erst im 5. Jahrhundert v. Chr. – sie prägten das Aussehen des Tals aber nachhaltig. Petra liegt auf halbem Wege zwischen dem Roten Meer und dem Toten Meer am Rande der arabischen Wüste in den Bergen von Edom. Die Stadt lag damals an der Kreuzung mehrerer Karawanenwege und konnte sich durch den Handel zu einer wohlhabenden Stadt entwickeln. Die Karawanen aus Südarabien brachten Weihrauch in Richtung Mittelmeer und Syrien, die Waren aus dem Norden sind über die Seidenstraße gekommen. Die Blütezeit der Stadt begann etwa im 2. Jahrhundert v. Chr. als Petra Hauptstadt des Nabatäer Reiches war, welches bis Damaskus und kurz vor Jerusalem reichte. Zu jener Zeit entstanden die beeindruckenden, in den Felsen geschlagenen Fassaden. Die Blütezeit fand 106 n. Chr. ein jähes Ende, als Kaiser Trajan die Nabatäer besiegte. Er besetzte Petra mit ihren ca. 30.000 Einwohnern.

Von den Römern geänderte Handelswege besiegelten das Schicksal der Felsenstadt endgültig und sorgten für den Niedergang. Es folgten diesem Schicksal zwei große Erdbeben und die Eroberung durch die Araber. Die Stadt wurde verlassen, geriet in Vergessenheit und wurde zum Mythos. Niemand kannte den genauen Standort der verschollenen Stadt, bis sie im Jahr 1812 vom Schweizer Johann Burckhard wieder entdeckt wurde. Bis heute hat sich ihr Erscheinungsbild nicht mehr nennenswert verändert.  

Blick von alten Gräbern aus auf die Felsenstadt Petra

Foto: Blick von alten Gräbern aus auf die Felsenstadt Petra

Es ist praktisch unmöglich, in dem uns zur Verfügung stehenden Zeitfenster von wenigen Stunden, die Stadt in ihrer vollen Schönheit zu bestaunen und alle Wege und Pfade abzulaufen bzw. jedes der historischen Bauten zu besuchen. Dennoch bemühen wir uns, im Eiltempo wenigstens einmal grob jede Ecke zu blicken und beginnen mit der Fassadenstraße, an der auch das bereits erwähnte Theater liegt. Darüber hinaus schauen wir uns die reich verzierten, nabatäischen Felsengräber an.

Fassadenstraße und Theater Stadt Petra

Foto: Fassadenstraße und Theater Stadt Petra

Wir suchen uns einen Weg in die oberen Bereiche der Stadt, lassen das Urnengrab, das Seidengrab, das Korinthische Grab und das Palastgrab rechtsseitig liegen, erklimmen die Schlucht und laufen durch die karge und staubige Landschaft an weiteren Gräbern vorbei in Richtung dem Haupttempel Qasr al-Bint. Die genannten Königsgräber wurden zu Ehren nabatäischer Würdenträger aus dem Felsen gemeißelt und standen einst dem Schatzhaus an Schönheit und Pracht in nichts nach.

Das Urnengrab ist das größte der Königsgräber, beeindruckt mit einem riesigen Vorhof und der 17x19 m großen Felshalle. Wir schauen uns das Urnengrab später noch genauer an.

Das Palastgrab hat seinen Namen aufgrund der prachtvollen Fassaden-Ausgestaltung erhalten, die mit Pilastern und Halbsäulen reichlich dekoriert ist.

Blick über das Tal bis zum Palastgrab, Korinthisches Grab und Urnengrab Stadt Petra

Foto: Blick über das Tal bis zum Palastgrab, Korinthischen Grab und Urnengrab Stadt Petra

Der Haupttempel Quasr al-Bint ist das einzige gemauerte, „richtige“ Gebäude Petras, welches über Jahrhunderte allen Erdbeben und Überflutungen standhielt. Die massive Silhouette dominiert den weitläufigen, gepflasterten heiligen Bezirk.

Kurz darauf wechseln wir unweit vom Hauptpalast die Seite der Schlucht und laufen nicht im Tal durch die Säulenstraße zurück in Richtung Fassadenstraße. Aus den Hügeln heraus erhaschen wir immer wieder tolle Aussichtsmöglichkeiten auf die Säulenstraße mit ihren Tempelruinen. Die einst prachtvolle Säulenstraße führte durch Stadtzentrum von Petra, wurde von Tempeln, öffentlichen Bauten und Läden flankiert. Beidseitig der Säulenstraße sind noch Reste des Marktes, des „Temenos-Tors“, einer byzantinischen Basilika und mehrerer Tempel erhalten.

Säulenstraße und Hauptpalast Qasr al-Bint in Petra

Foto: Säulenstraße und Hauptpalast Qasr al-Bint in Petra

Wir ziehen weiterhin den Blick aus luftiger Höhe von den Felsen sowie die sich daraus ergebende Panoramaperspektive vor einem Marsch durch die Schlucht vor. Der Blick von den Bergen aus in Richtung Königswand ist atemberaubend. Erst aus dieser Höhe und Entfernung ist ungefähr zu erahnen wie große diese Stadt überhaupt ist. Auf den Gipfeln der umliegenden Berge befinden sich Überreste früherer Opferplätze der Nabatäer.

Blick über die Schlucht der Felsenstadt Petra in Jordanien

Foto: Blick über die Schlucht der Felsenstadt Petra in Jordanien

Um die touristische Nutzung zu fördern, siedelte die jordanische Regierung zwischen 1968 und 1985 die Beduinen vom Stamm der B´doul um, zu deren Gebiet Petra gehört. Diese hatten die kühlen, schattenspendenden Grabbauten bis dahin als Wohnungen genutzt. Heute wohnen die B´doul in den umliegenden Dörfern, vorwiegend in Wadi Musa. Ein Großteil von ihnen lebt vom Tourismus in Petra und ist als Fremdenführer tätig. Sie nutzen die heutigen Felswohnungen offiziell als Souvenirläden. Wir entdecken aber eine große Anzahl an Schlafgelegenheiten und treffen in den Bergen einige Frauen und Kinder, welche weiterhin die dortigen Höhlen und Felswohnungen bewohnen. Das macht die gesamte Szenerie noch unverfälschter und authentischer, versetzt uns gedanklich in die Zeit längst vergangener Tage.

die Königswand in der Felsenstadt Petra in Jordanien

Foto: Die Königswand in der Felsenstadt Petra in Jordanien

Das oben gezeigte Foto zeigt den Blick von der gegenüberliegenden Talseite auf die Königswand und verdeutlicht die unvorstellbaren Dimensionen der Felsenstadt Petra. Auf dem Foto ist nur ein Bruchteil aller Felsbauten und Tempelanlagen zu sehen.

Inzwischen ist es fast Nachmittag geworden. Wir nutzen die Zeit für das eingeplante Mittagessen in Wadi Musa lieber bis fast zur letzten Minute für unsere Erkundungstour durch Petra und verkürzen den „Boxenstopp“ am Ende drastisch.  Zu schön und zu beeindruckend sind die Impressionen die auf uns einwirken. Am Ende reicht die Zeit für weitere Exkursionen nicht aus, denn auch in Wadi Musa, jener kleinen Stadt in der sich die Touristenhotels, Geschäfte und Restaurants befinden, gibt es zahlreiche archäologische Fundplätze.

Seit dem 6. Dezember 1985 ist die Stadt Petra in der Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die größte Gefahr für die einmaligen Fassaden in der Stadt und die Felswohnungen geht heute von Salzverwitterungen durch Niederschläge sowie noch vielmehr von Erdbeben aus. Letzteres Risiko ergibt sich aus der Tatsache, dass Petra im Jordangraben liegt, in dem zwei tektonische Platten aufeinander treffen. 

Wir treten mit einer unfassbaren Menge an Eindrücken schließlich den Rückweg in Richtung Hafenstadt Aqaba an. Unterwegs halten wir noch einmal an einem Aussichtspunkt von dem aus wir über die faszinierende Berglandschaft von Jordanien blicken, setzten die Fahrt bis zum Desert Castle Bazar fort und bekommen so die Gelegenheit landestypische Handwerkskunst zu erstehen. Im Anschluss daran heißt der nächste Halt „MS Berlin“.

Die MS Berlin verlässt um 20:00 Uhr den Hafen von Aqaba und nimmt Kurs auf die ägyptische Hafenstadt Sharm El Sheikh. Die Strecke bis dorthin beträgt 109 Seemeilen bzw. 201 Kilometer.

Im Hauptrestaurant orientiert sich die Speisekarte heute an der Küche Jordaniens, was eine interessante Abwechslung darstellt.

Im Verandah Buffet Restaurant dürfen sich die Gäste wieder über ein sehr üppiges Salatbuffet und eine eher mäßige Auswahl an warmen Speisen freuen. Die dargebotene Qualität entspricht dem Preis-/ Leistungsverhältnis und ist daher angemessen. Die Auswahl am Dessert-Buffet ist eher mager, wir sind in den letzten Tagen dort nicht fündig geworden. Das hat den enormen Vorteil, dass wir auf dieser Kreuzfahrt vielleicht nicht zunehmen.

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Tag 5: 07. Januar 2016 Sharm El Sheikh, Ägypten

Bereits um 06:00 Uhr macht die MS Berlin am vorgesehenen Liegeplatz im Hafen von Sharm El Sheikh fest, die Sonne ist noch nicht aufgegangen und auf unserem Tagesprogramm steht heute ein Ausflug in das Hinterland von Sharm El Sheikh inkl. kleiner Wüstensafari mit abschließender fahrt entlang der Küstenregion vom Nabq-Naturschutzgebiet.

Der Hafen Sharm El Sheikh liegt am südlichen Ende der Sinai-Halbinsel, die sich auf der Afrikanischen Platte zwischen dem afrikanischen Kontinent und der arabischen Halbinsel befindet. Geologisch ist sie vom Jordangraben getrennt und gehört geographisch zu Asien. Die Landschaft der Sinai-Halbinsel ist wüstenhaft und insbesondere im Süden von bizarren, kargen Gebirgen geprägt.

Morgenlicht im Hafen von Sharm El Sheikh

Foto: Morgenlicht im Hafen von Sharm El Sheikh

Ausflug in die Wüste und zu den Mangroven

Unser heutiger Ausflug „Nabq Jeep Safari“ zum Preis von 55,- EUR beginnt um 09:00 Uhr. Ein Ausflug zum Katharinenkloster ist leider nicht möglich. Insgesamt warten sechs Geländefahrzeuge mit seitlich auf der Ladefläche befestigten Sitzreihen, quer zur Fahrtrichtung auf uns. Schade dass die Fahrzeuge geschlossen sind und somit kein echtes Safarifeeling aufkommt. Das soll uns aber nicht weiter stören.

Nach einer kurzen Wartezeit in den Fahrzeugen direkt vor der MS Berlin müssen wir eine Sicherheitsschleuse passieren, die das Verlassen der Fahrzeuge erfordert. Nach dieser kleinen Unterbrechung setzen wir die Fahrt fort bzw. beginnen sie jetzt erst richtig. Zwanzig Minuten dauert es, bis wir den Eingang zum Nabq-Naturschutzgebiet in den Bergen erreichen. Das Nabq-Naturschutzgebiet befindet sich auf der Ostseite der Sinai-Halbinsel und reicht vom nördlich gelegenen Dahab bis zum Beduinendorf Nabq. Dieses Gebiet ist seit 1992 ein Naturschutzgebiet und eines von insgesamt fünf Schutzgebieten im südlichen Sinai.

Wir heizen mit den Geländewagen über staubige Pisten, kleine Hügel und holprige Pfade bis zu einer Wasserquelle an der wir über die Besonderheiten der Wassergewinnung in der Wüste eingeweiht werden.

Halt am Wasserbrunnen in der Wüste

Foto: Halt am Wasserbrunnen in der Wüste

Im Anschluss daran setzen wir die Fahrt in die Berge hinein fort, durchfahren kleinere Canyons und legen wenig später einen erneuten Stopp ein. Bei einer kurzen Wanderung durch einen der Canyons erleben wir die Natur nun hautnah, entdecken Kakteen, Tamarisken und unterschiedliche Wüstensträucher. Obwohl uns die mit langen und sehr harten Stacheln besetzten Zweige der Akazienbäume noch aus anderen Gegenden dieser Welt in Erinnerung geblieben sind, werden diese nachhaltig im Gedächtnis verankerten Gedankenpuzzle jetzt wieder zu einem neuen Bild zusammengefügt. Erst entdecken wir große Blutspuren unter einem dieser Stachelgewächse, dass offenbar aber nicht von einem Touristen einer anderen Reisegruppe stammt – es sind nämlich keine anderen Touristen vor Ort - sondern von einem Tier und im selben Augenblick verspüren wir einen starken Schmerz im Fuß. Nun sind wir wieder um eine Erfahrung reicher, denn die dolchartigen Stacheln der Akazie durchdringen ohne Mühe auch dickere Schuhsolen von Wanderschuhen. Trotz dieses einstechenden Erlebnisses, oder gerade deshalb, wird uns diese Wanderung noch länger in Erinnerung bleiben. Landschaftlich zieht uns dieser Canyon jedenfalls nicht so in seinen Bann wie das Bergland von Jordanien.

Wanderung durch Canyon im Nabq-Nationalpark

Foto: Wanderung durch Canyon im Nabq-Nationalpark

Dromedare, Chubz, Arabischer Tee und ein Schiffwrack

Über Stock und Stein fahren wir im Formel 1 Tempo zum Wadi Mandar und seinen Beduinen-Stämmen. Nach dem Eintreffen haben wir die Möglichkeit einen kleinen Kamelritt durch die Wüste zu unternehmen und werden im Anschluss daran in das Leben der Beduinen eingeführt. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es zwei unterschiedliche Gattungen von Kamelen gibt. Beim Dromedar handelt es sich um ein einhöckriges Kamel und beim Trampeltier um das zweihöckrige. Wir haben auf dieser Reise bisher beide Gattungen gesehen, hier im Beduinen-Camp treffen wir überwiegend auf das einhöckrige Dromedar, auch Arabisches Kamel genannt.

Ausritt auf Dromedaren in der Wüste

Foto: Ausritt auf Dromedaren in der Wüste

Der Aufenthalt im Beduinen-Camp beinhaltet nicht nur den Ritt auf dem Dromedar sondern auch eine Pause zur Verköstigung. Gereicht wird köstlicher, frisch gebrühter Arabischer Tee sowie frisch gebackenes Chubz oder auch Khubz genannt. Das Chubz ähnelt einem großen, dünnen Fladenbrot und wird meist in einem speziellen Ofen oder über heißen Feuerquellen auf entsprechenden Unterlagen gebacken. Das Chubz ist ein arabisches Fladenbrot und besteht aus Hefeteig, der aus Weizenmehl unter Zugabe von Wasser, Salz und Olivenöl hergestellt wird.

arabisches Fladenbrot, das Chubz wird gebacken

Foto: arabisches Fladenbrot, das Chubz wird gebacken

Obwohl uns der Aufenthalt im Beduinen-Camp in den Bergen insgesamt mit knapp 2 Stunden etwas lang erscheint, ist er nicht uninteressant. Letztendlich sind wir aber kein großer Fan solcher touristischen Inszenierungen. Die Jeeps setzen ihre Fahrt nun in Richtung Küste fort und liefern sich ein zum Teil spektakuläres Rennen durch trockene Flussläufe bis ans Rote Meer.

mit  dem Geländewagen in Richtung Nabq Bay

Foto: Mit dem Geländewagen in Richtung Nabq Bay

Dort liegt inmitten einer idyllischen und landschaftlich sehr reizvollen Bucht das Wrack der Maria Schröder. Die Maria Schröder gehörte der Hamburger Reederei Richard Schröder. Sie geriet am 11. April 1956 ohne Ladung von Aqaba kommend in einen starken Sandsturm und lief hier in dieser Bucht auf Grund.

Nabq-Naturschutzgebiet und Wrack der Maria Schröder

Foto: Nabq-Naturschutzgebiet und Wrack der Maria Schröder

Einige Autominuten weiter stoßen wir auf ein kleines Beduinendorf. Das Dorf ist auch heute noch bewohnt und in seinem ursprünglichen Zustand weitgehend erhalten. Für die einst recht großen Touristenströme richteten die Bewohner eine Cafeteria sowie ein kleines Besucherzentrum ein, in dem Beduinenkleidung erworben werden konnte. Beides ist derzeit mangels Touristen jedoch verwaist. Unsere kleine Reisegruppe wird dennoch mit aller Herzlichkeit begrüßt und Willkommen geheißen. Das kleine Dorf wird umrahmt von allerschönsten Buchten, Stränden und Mangroven, wenn auch die Strände auffallend stark von Unrat verschmutzt sind. Die Ursache dafür erklären wir gleich.

Beduinen Dorf im Nabq-Naturschutzgebiet, Sinai-Halbinsel

Foto: Beduinen Dorf im Nabq-Naturschutzgebiet  Sinai Halbinsel

Die nördlichsten Mangroven der Welt

Bei den hier im Nabq-Naturschutzgebiet befindlichen Mangroven handelt es sich um die nördlichsten ihrer Art weltweit. Nicht nur die Mangrovenwälder stellen ein einzigartiges Refugium mit einer unzähligen Anzahl an Tieren dar, auch die Korallenriffe unter Wasser sind hier von besonderer Schönheit geprägt. Die Strände in dieser Region sind feinsandig und flach abfallend, ein richtiges Badeparadies.

Die letzten Kilometer entlang der Küste werden noch zum absoluten Highlight des Tages und sind von einer ausgesprochenen Schönheit.

Kinder im Beduinen Dorf im Nabq-Naturschutzgebiet

Foto: Kinder im Beduinen Dorf im Nabq-Naturschutzgebiet

Nach einer phantastischen Landschaftsfahrt verlassen wir das Naturschutzgebiet wieder und treten den Rückweg in Richtung Hafen an, in dem die MS Berlin auf uns wartet. Sowohl in den allgemeinen Wüsten- und Bergregionen als auch im Naturschutzgebiet ist uns eine Schattenseite des einstigen Tourismusbooms aufgefallen.

Das große Müllproblem

Trotz all der landschaftlichen Schönheiten die wir heute bewundern durften, fällt uns immer wieder der viele Müll ins Auge, der auch im Naturschutzgebiet in größerer Anzahl zu finden ist. Das Müllproblem erklärt sich dadurch, dass es weder eine Müllabfuhr noch vernünftige Lagerstätten und Recyclinghöfe oder umweltfreundliche Müllverbrennungsanlagen gibt. Die unzähligen Hotels haben ein Abkommen mit den Beduinen, welche die von den Touristen produzierten Müllberge abholen und dafür entsprechend entlohnt werden. Die Beduinen können die vielen Tonnen an Müll jedoch nicht umweltgerecht entsorgen und verbrennen diesen in abgelegenen Regionen in den Bergen oder vergraben ihn. Auf den Transportwegen geht zudem eine Menge Müll verloren, der dann das Landschaftsbild nachhaltig verunstaltet und der Natur einen beachtlichen Schaden zuführt. Derzeit erholt sich die Natur aufgrund der ausbleibenden Touristenströme ganz langsam von der Zerstörung. Die Gründe für die ausbleibenden Touristen sind bekannt. Sharm El Sheikh ist momentan eine Geisterstadt.

Die Geisterstadt Sharm El Sheikh

Über viele Jahre zählte Sharm El Sheikh zu den beliebtesten und teuersten Touristenorten Ägyptens, die Hotelanlagen übertrafen sich an Luxus, Größe und Schönheit. Die Stadt richtete sich wirtschaftlich vollständig auf den Tourismus aus. Zahlreiche Restaurants, Märkte, Diskotheken, Golfclubs, Fastfood-Filialen und viele bekannte Mode- und Automarken hatten Niederlassungen in Sharm El Sheikh und prägten das Bild der Stadt. In Sharm El Sheikh befinden sich die größten und bedeutendsten Tauchgebiete im Golf von Aqaba, die Korallenriffe waren stets sehr gut besucht, die Tauschschulen über Monate ausgebucht. Heute ist das anders. Die Stadt zeigt sich als komplette Geisterstadt, der Tourismus ist nahezu zum Erliegen gekommen. Die Hotels sind zum Großteil komplett geschlossen, Bauprojekte liegen brach, Supermärkte, Parks, Freizeitanlagen und Clubs sind ebenfalls in sehr großer Anzahl geschlossen. Für die ägyptische Bevölkerung eine Katastrophe, für die geplagte Natur ein Segen.

Die investierten 55,- EUR für den heutigen Ausflug waren gut angelegt, wenngleich sich die Nebenausgaben dadurch inzwischen stark summieren.

Der Himmel verdunkelt sich zum Nachmittag hin, es bleibt aber Trocken.

Nächster Halt: die Pyramiden von Gizeh

Pünktlich um 16:00 Uhr drückt sich die MS Berlin mit dem Bugstrahler von der Pier und richtet ihren Bug gen Norden. Der nächste Hafen liegt 190 Seemeilen bzw. 351 Kilometer entfernt – Port Suez.

Für uns wird der Hafen von Suez das Tor zu den Pyramiden von Gizeh sein, zu denen wir einen umfangreichen Bericht geplant haben. Der Preis für den Ausflug liegt noch einmal bei 74,- EUR. Eine Alternative dazu gibt es jedoch nicht, da ausdrücklich davon abgeraten wird, alleine von Bord zu gehen. Nun denn, wir haben diese Kreuzfahrt ja nicht zugesagt, um den lieben langen Tag an Bord im Liegestuhl zu verbringen.

Völlig unerwartet erleben wir später noch einen spektakulären Sonnenuntergang bei dem sich der Himmel heute in außergewöhnlichen Rottönen färbt. Das liegt an einer hohen Anzahl an Staubpartikeln in der Luft, an denen sich das Licht bricht.

Sonnenuntergang MS Berlin im Roten Meer

Foto: Sonnenuntergang MS Berlin im Roten Meer

Der schmale Grat zwischen schwarzem Anzug und grünem Muffpulli

Im Hauptrestaurant findet heute der einzige Galaabend dieser Kreuzfahrt statt. Kapitän Olbrich lädt zuvor zu einem entsprechenden Cocktail Empfang in die Sirocco-Lounge ein. Das Galaabendessen, es stehen unterschiedliche Gerichte zur Auswahl, ist von guter Qualität. Insgesamt ist die Atmosphäre im Hauptrestaurant sehr angenehm.

Leider schenken viele Gäste der für heute Abend empfohlenen Kleiderordnung keine Beachtung. Ökolatschen und ausgefranste, grüne Wollpullis aus den 70er Jahren versprühen weder Glanz noch Glamour sondern lediglich Muff auf ganzer Linie. Wir fragen uns, ob sich nicht wenigstens noch ein grauer oder schwarzer Pulli hätte auftreiben lassen, warum muss es ein grüner sein!?  Diese gleichgültige Haltung ist sehr schade, denn das Ambiente im Hauptrestaurant ist durchaus Gala tauglich. Sei es drum, wir machen noch einen Abstecher in das Verandah Buffet Restaurant und sind abermals erfreut über die üppige Auswahl an Salaten, schlagen sogleich noch einmal zu. Mit einem Dessert wird es heute allerdings wieder nichts, denn weder im Hauptrestaurant noch im Verandah Buffet Restaurant springen uns die Süßspeisen ins Auge. Diese Kreuzfahrt wird zur gesündesten der letzten Jahre, soviel scheint sicher. Und der Trend geht ohnehin in Richtung Vitality Food.

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Fortsetzung und Fazit im Reisebericht Teil 3: Kreuzfahrt mit der MS Berlin durch das Rote Meer – mit Sonderbericht und vielen Details von den Pyramiden >>Link<<