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Nordland Kreuzfahrt MS Artania Island, Spitzbergen, Norwegen

Reisebericht Teil 4 der 17-Tage Kreuzfahrt vom 19.06.-06.07.2013, Eyjafjord und Akureyri

 

Tag 6: 24.06.2013 -  Kreuzen im Eyjafjord und Akureyri, 17 Tage Nordland-Kreuzfahrt Island, Spitzbergen, Norwegen an Bord der MS Artania

Nach dem Frühstück im Lido Restaurant näherten wir uns schon langsam der Nordküste von Island und der Einfahrt zum Eyjafjord. Der Eyjafjord ist ein Meerbusen an der Nordküste von Island, ca 80 km lang und an der Mündung 15 km breit. Die Ufer des Fjords sind mit Ansiedlungen bedeckt, am westlichen Ufer liegt die Handelsstadt Akureyri, welche auch unser heutiges Endziel werden sollte. Mitten im Fjord liegt die kleine Insel Hrisey.

17 Tage Kreuzfahrt MS Artania Island, Spitzbergen, Norwegen 2013

Foto: MS Artania nimmt Kurs auf d en Eyjafjord

Je näher wir dem Eyjafjord kamen, umso besser wurde das Wetter. Der graue Wolkenvorhang zog kurz vor der Einfahrt zum Fjord auf und gab der Sonne die Chance, die mit Schnee bedeckten Berge in ein diffuses Licht zu tauchen. Wale tauchten hier und da um die MS Artania auf, wollten aber nicht so richtig in Fotoposition kommen. Die Fahrt durch den Eyjafjord dauerte insgesamt gut 2 Stunden und bot eine faszinierende Kulisse aus über 1.000 m hohen Bergen, Schnee, Wasserfällen, bunten Häusern, Bauernhöfen, Frühlingsblumen und Schafsherden. Das Schmelzwasser des Schnees aus den Bergen rauschte in wilden Wasserkaskaden ins Meer. Die flach abfallenden Hänge des Fjords werden landwirtschaftlich genutzt. Man baut Getreide und Kartoffeln dort an.

17 Tage Kreuzfahrt MS Artania Island, Spitzbergen, Norwegen 2013

Foto: grandiose Aussichten vom Artania Pool aus auf die Ufer des Eyjafjords

Um 13:30 Uhr hat die MS Artania den Hafenlotsen von Akureyri an Bord genommen.  Die Stadt Akureyri ist eine bedeutende Handels- und Hafenstadt, die wie gesagt am Ufer des Eyjafjords liegt. Akureyri stellt das größte Bevölkerungszentrum außerhalb des Hauptstadtbezirks und zugleich das größte Dienstleistungszentrum des Nordens dar. Gegründet wurde die Stadt 1602 als Handelsposten der Dänen. Das Bild der Stadtmitte von Akureyri ist durch die Evangelisch-Lutherische Kirche oberhalb der Stadtmitte geprägt. Diese Kirche trägt den unspektakulären Namen Akureyrarkirkja was soviel bedeutet wie „Akureyris Kirche“. Die von einem isländischen Architekten entworfene Kirche wurde am 17. November 1940 eingeweiht.

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Foto: MS Artania erreicht den Hafen von Akureyri

Nennenswerte Sehenswürdigkeiten sind in Akureyri nicht zu finden. Ein Botanischer Garten zeigt die einheimische Pflanzenwelt, welche man aber bei einer Fahrt in das Hinterland auch selbst kennenlernen kann. Pünktlich um 14:00 Uhr war die MS Artania bereits freigegeben und die Landgänge konnten beginnen. Im Gegensatz zu unserer Autoanmietung in Reykjavik, wo wir eine Stunde lang auf unseren reservierten Wagen warten mussten, klappte hier alles reibungslos. So starteten wir kurz darauf die Fahrt ins Hinterland von Akureyri. In beiden Fällen ist eine Anmietung direkt am Hafen möglich gewesen.

17 Tage Kreuzfahrt MS Artania Island, Spitzbergen, Norwegen 2013

Foto: immer wieder findet man einzelne Bauerhhöfe und Wohnhäuser inmitten unberührter Natur

Etwa 20 Kilometer führte der Weg zunächst entlang der Ostseite des Eyjafjords und dann hinein in die bizarre Gebirgslandschaft von Island. Die Hauptstrecken sind wunderbar ausgebaut und gut befahrbar. Die Höchstgeschwindigkeit auf Island beträgt 90 Km/h. Diese sollte man auch auf Autobahnen und entlegenen Pisten nicht überschreiten denn Radarfallen gibt es ganz unerwartet auch hinter kargen Büschen mitten im Nirgendwo versteckt.

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Foto: der Godafoss Wasserfall

Wir waren bereits gestern von der atemberaubenden Landschaft und den Farbspielen von Sonne und Wolken in Kombination mit Lavagestein, Frühlingsblumen und Schwefelquellen begeistert. Diese Eindrücke sollten heute aber noch um ein Vielfaches überboten werden. Im Grunde lassen sich die Erlebnisse gar nicht in Worte fassen und auch nicht bebildern. Unser erster Stopp war am beeindruckenden Godafoss Wasserfall, der zwar nur eine Höhe von 12 m aufweist aber landschaftlich beeindruckend gelegen ist und in eine tiefe Schlucht stürzt die begehbar ist. Beide Seiten des Wasserfalls sind zugänglich und Absperrungen sind keine vorhanden, was die Wanderungen extrem interessant gestaltet. Unser Halt am Vormittag beschränkte sich auf die obligatorischen Fotos mit Blick von oben herab auf die Wasserkaskaden die über eine Breite von 30 m in die Schlucht donnern.

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Foto: die gesamte Region um den Godafoss kann man zu Fuss erkunden

Wir setzten unsere Fahrt fort in Richtung Myvatn (Mückensee), einem 37m² großen und mit maximal 4 m relativ flachen See. Diese extrem großen Mückenschwärme sind die Grundlage für den beachtlichen Fischreichtum in diesem See. Zwar handelt es sich überwiegend um harmlose Zuckmücken aber es kommen auch die stechenden Kriebelmücken in großer Anzahl an diesem viertgrößten See der Insel vor. Diese Mücken haben eine Eigenart, die sie in jedem Fall sehr unangenehm werden lassen. Sie werden vom ausgeatmeten Kohlendioxid des Menschen angezogen, was dazu führt dass die Mücken in Mund und Nase eindringen. Bei Säugetieren hat dies in der Vergangenheit aufgrund verstopfter Atemwege bereits zum Tode geführt. Diese extreme Ansammlung von Mücken ist allerdings im Sommer auf zwei Perioden von jeweils zwei Wochen begrenzt. Eine davon haben wir offenbar erwischt. Das Kohlendioxid ist übrigens deshalb so interessant für die Mücken weil es durch die vulkanische Aktivität auch stetig aus dem Boden um den See herum entweicht.

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Foto: hohe Berge, grüne Wiesen, wilde Flüsse und heiße Quellen sind typisch für Island

Auf der Fahrt zum Mückensee zeigte die Natur eine Seite, die wir in der Form noch nie zuvor gesehen haben. Die Szenerie wechselte bei der Fahrt durch die weite Landschaft innerhalb weniger Minuten. Schneereste leuchteten im Sonnenschein um die Wette mit blauen Lupinen, glasklaren Seen, Berggipfeln am Horizont und Gewitterwolken, die ihre Regenmassen unweit von uns entluden. Dramatisch in Szene gesetzt wurde diese faszinierende Bühne von unbeschreiblicher Schönheit von der Sonne! Einen Haken allerdings hatte dieses faszinierende Erlebnis. Aussteigen und ungestört Fotos machen war  besonders in der Nähe des Myvatn nicht möglich. Je näher man dem großen Mückensee kam, umso mehr Mücken tauchten sofort nach dem Anhalten am Auto auf. Diese Ansammlungen wurden zunehmend unerträglich und steigerten sich derart, dass sie selbst das Objektiv der Kamera verdunkelten und Fotos unmöglich wurden. Nach dem Aussteigen blieben nur wenige Sekunden, bis die Schwärme einen komplett bedeckten. Ein Wandern ohne Moskitonetz auf dem Kopf war in dieser Region praktisch unmöglich. Nachdem auch eine Toilettenpause für unseren Sohn zum Abenteuer wurde, entschlossen wir uns den Rückweg anzutreten bzw. uns von diesem eigentlich extrem reizvollen See mit aktivem Vulkanismus zurück zu ziehen. 

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Foto: typisches Landschaftsbild auf Island - weit verstreute Häuser, Flüsse, Seen, Schnee...

Zwar war uns dies längst bekannt aber es bestätigte sich wieder einmal, dass die Natur mit Abstand die besten Drehbücher schreibt. Wenn man diese Region im Norden mit der von gestern im Südwesten vergleicht, dann mag man gerne weitere 3-4 Wochen auf Island verbringen um die Schönheiten dieser Insel zu erleben.

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Foto: der Godafoss Wasserfall aus der Schlucht betrachtet, welche komplett zu begehen ist

Auf der Rückfahrt war nochmals der Godafoss Wasserfall das Ziel. Diesmal lockte die tiefe Schlucht am Fuße des Wasserfalls mit ihrer wilden Schönheit. Über scharfe Bassaltsäulen und Pfade aus Vulkanasche führte der Weg entlang von Blumenwiesen und durch natürliche Steingärten, über kleine Flüsse und Brücken bis hinab an das Flussufer. Von dort aus sucht man sich seinen eigenen Weg über spitze Steinabbrüche bis unmittelbar heran an das untere Ende der Fallkante des Godafoss Wasserfalls.  Aufgrund ihrer Unberührtheit fasziniert dieser Wasserfall weit mehr als die Niagara Fälle, die erheblich höher sind. Wie gesagt ist das Gelände um den Godafoss nicht eingezäunt, was ein Wandern bis hin an die Fallkante und durch das Flusstal erlaubt.

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Foto: Die Schneereste auf Island halten sich bis in den Sommer hinein.

Ein kleiner Shop und Souvenirladen etwas abseits des Wasserfalls laden zu einer kleinen Pause ein.

Wenn man sich denn satt gesehen hat an den donnernden und im Sonnenlicht funkelnden Wasserfällen, dann benötigt man auf direktem Wege etwa 40 Minuten für die Rückfahrt nach Akureyri.

Zurück in Akureyri lohnt ein längerer Aufenthalt in der Stadt selbst nicht wirklich, so zumindest unsere Meinung. Die City selbst ist zwar recht nett anzusehen aber definitiv auch kein Pflichtprogramm.

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Foto: MS Artania im Hafen von Akureyri

Die Rückgabe des Mietwagens entpuppte sich dann am Abend noch als kleines Abenteuer. Die vereinbarte Rückgabestelle war geschlossen, ebenso die Mietwagenstation selbst. Das Auto nun am Hafen abzustellen und den Schlüssel einfach im Auto zu lassen, war uns definitiv zu „heiß“.

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Foto: "Ampeln mit Herz" findet man auf Island häufig ;-)

Nachdem wir einige Runden durch das überschaubare Hafengelände drehten, fragten wir einen der Mitarbeiter von Phoenix Reisen um Rat nach einem Verbleib des Schlüssels. Zugegeben, waren wir von der Lösung dann doch sehr überrascht. Der Mietwagen wurde uns abgenommen mit den Worten „Ich kümmere mich darum, wir sollen doch zum Abendessen gehen“… Ich denke es ist nicht übertrieben zu sagen, dass dies doch deutlich über den normalen Service hinausgeht! Insbesondere weil der Wagen auch individuell gebucht wurde! Dazu sagen wir nur „top“!

Zurück an Bord der MS Artania fanden wir unseren Platz im Lido Restaurant. Kurz darauf hieß es „Leinen los“ in Richtung Polarkreis und nach Spitzbergen. Damit war das Tagesprogramm jedoch noch nicht beendet.

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Foto: Überquerung des Polarkreises und Polartaufe mit Kapitän Kalashnikov

Um 21:30 Uhr fand die große Feier zur Überquerung des Polarkreises  - die Polartaufe – statt.

Neptun, die Hoheit der Meere und sein Gefolge sind an Bord der MS Artania gekommen. Alle vom irdischen Staub Beschmutzten wurden untersucht, gestempelt, mit Wasser gereinigt und in sein eisiges Reich eingelassen. Soweit die „trockene“ Theorie. Die eigentliche Veranstaltung entpuppte sich dann als gelungene und stimmungsvolle Deckparty. In die eigentliche Zeremonie zur Überquerung des Polarkreises war auch Kapitän Sergey Kalashnikov involviert, welcher von Neptun die Einfahrerlaubnis in das Gebiet nördlich des Polarkreises erhalten hat.

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Foto: auch manches Besatzungsmitglied der MS Artania erlebte zum ersten Mal die Polartaufe ;-)

Natürlich durfte auch der obligatorische Sprung über den auf Deck eingezeichneten Polarkreis nicht fehlen. Alle „Getauften“ erhielten gratis Glühwein und bis weit nach Mitternacht war beste Stimmung am Kopernikus Pool. Es ist übrigens für Kapitän Kalashnikov eine Premiere gewesen, an der Polartaufe teilzunehmen bzw. eine der Hauptpersonen dieser Zeremonie zu sein. Es ist seine erste Reise als Kapitän auf der MS Artania. Bisher hatte er viele Jahre lang als 1. Offizier seinen Dienst getan.

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Foto: MS Artania hat den Polarkreis überquert - einen Sonnenuntergang gibt es nun nicht mehr

Der Himmel zeigte sich extrem klar in dieser Nacht und so war dann auch die Mitternachtssonne in voller Schönheit zu erleben. Deutlich über dem Horizont erreichte die Sonne ihren tiefsten Stand und stieg dann wieder langsam in die Höhe. Die See war glatt  wie ein Spiegel und kurz nach Mitternacht tauchte völlig unerwartet am Bug der MS Artania noch ein Wal auf. Dieser richtete seine mächtige Fluke mitten in die Kameras der wenigen, noch an Deck befindlichen Passagiere als wolle er uns nördlich des Polarkreises in seiner Heimat willkommen heißen.

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Foto: Walsichtung mitten in der Nacht nördlich des Polarkreises

Damit sind nun alle Höhepunkte des Tages genannt und wir schließen das Buch für heute. 

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